Vor einem Jahr, am 01. September 2010 haben wir die Anime Copyright Allianz gestartet. Unsere Initiative hatte also vor einigen Tagen ihren ersten Geburtstag. Ein guter Anlass für eine kurze Standortbestimmung. Was wollen wir? Was wollen wir nicht? Was haben wir erreicht? Was noch nicht?
Die Anime Copyright Allianz hat zwei Leitsätze.
Der erste lautet:
Es geht nur gemeinsam!, der zweite:
Urheberrecht mit Augenmaß!
Augenmaß heißt, wir wollen geistige Eigentumsrechte an Animes und Mangas nur in dem Maße durchsetzen, wie dies für das Fortbestehen der Anime- und Mangakultur erforderlich ist.
Das derzeitige deutsche Urheberrechtsgesetz ist für den gesunden Menschenverstand in vielen Teilen kontra-
intuitiv, schlimmer noch, es ist in einigen Teilen auch kontra-
produktiv. Denn es enthält einige Regeln, die im Online-Zeitalter schlichtweg wirklichkeitsfremd sind. In der Manga- und Anime-Kultur ist das besonders sinnfällig. Nach Wortlaut des deutschen Urheberrechtsgesetzes verletzen die meisten Fanprodukte geistige Eigentumsrechte: Fansubs, Cosplays, Fanarts, Doujinshis, AMVs, Kakao-Karten. Ein Großteil der kreativen Fankultur der Anime- und Manga-Szene ist demnach illegal. Vgl. dazu unseren
Workshop auf der Connichi 2010.
Würde man das geltende deutsche Urheberrechtsgesetz buchstabengetreu durchsetzen, wäre die Manga- und Anime-Szene tot. Deshalb
brauchen wir in der Anime- und Manga-Kultur ein Urheberrecht mit Augenmaß. Für die Praxis der ACA heißt das:
• Wir initiieren keine juristischen Maßnahmen gegen Konsumenten illegaler Kopien.
• Wir kooperieren mit Fansubbern, die sich an den Ehrenkodex der deutschen Fansubber halten.
• Wir tolerieren selbst gebastelte Fanvideos, wie Anime Musik Videos (AMV).
• Wir setzen juristische Instrumente nur als Ultima Ratio gegen Leute ein, die geistige Eigentumsrechte mit krimineller Energie verletzen.
• Wo immer sich Gelegenheit bietet, versuchen wir den Leuten verständlich zu machen, dass das Anbieten und Konsumieren illegaler Kopien letztlich der gesamten Anime- und Manga-Kultur schadet.
Dank der kontinuierlichen und beharrlichen „Löscharbeit“ der ACA-Linkhunter findet man im Internet mittlerweile nur noch wenige illegale Kopien von Animes, die von deutschen Verlagen lizenziert wurden. In einem Umfeld, in dem es fast alle Online-Güter gratis gibt – legal oder illegal – ist das eine bemerkenswerte Ausnahmesituation.
Aber die Anime- und Manga-Kultur kann und wird nur eine Zukunft haben, wenn viele Fans bereit sind, für die Objekte ihrer Begierde zu bezahlen. Um das zu erreichen, gibt es für alle Partner der ACA noch viel zu tun. Das schaffen wir nämlich nur gemeinsam!